Ich stimme Steffi zu. Mich hat etwas erschüttert, dass der Autorin des Textes, auf welchen Bezug genommen wurde, ihr Statement nicht geglaubt wurde; offenbar von keiner der Podcast-Teilnehmerinnen. Die Inputs der Therapeutinnen waren auf jeden Fall hilfreich und sinnvoll - wenn man sich in einer ungewünscht sexlosen Beziehung befindet. Es wäre jedoch schön gewesen, auch auf die Situation Bezug zu nehmen, wenn ein/e Partner/in einfach grad ganz ehrlich keinen Sex (mehr) mag, keine Lust verspürt und damit zufrieden ist. Wie wird damit umgegangen in einer Beziehung? Welche Lösungen gibt es, wenn die andere Person regelmässigen Sex braucht? In diesem Podcast entstand leider der Eindruck, dass es nicht normal sein kann, keinen Sex zu wollen und dass hinter einer solchen Aussage immer unerfüllte Wünsche, schlechte Kommunikation o.ä. stehen und dass so etwas, um Steffi zu zitieren, ganz gut "zurücktherapiert" werden kann. Wenn im Gegenteil vermittelt würde, dass das Nicht-Mögen genauso zur Norm gehört wie viele andere Arten, Sex in einer Beziehung zu handhaben, würden nicht Schuld und andere negative Gefühle jemanden daran hindern, seine Bedürfnisse oder eben Nicht-Bedürfnisse offen zu äussern. Ich kann mir vorstellen (ohne die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu zu kennen), dass es genauso normal ist, keinen Sex zu wollen (ob dies nun eine temporäre Unlust ist oder eine bleibende), wie es auch normal ist, mehrmals täglich zu wollen. Die Bandbreite an "normal" ist doch riesig!

Trotz des offensichtlich sehr verbreiteten Phänomens, dass manche Partner*innen keine Lust mehr auf Sex haben, geht der Podcast nicht so richtig darauf ein, dass es ein Zustand sein könnte, der auch seine Berechtigung hat: Sexuell nicht mehr aktiv sein zu mögen. Die beiden Therapeutinnen reden schlussendlich doch vor allem darüber, wie der Sex gerettet werden kann, statt Szenarien zuzulassen, wo mit Sexlosigkeit gelebt wird. Mein Partner und ich haben und über Jahre offen damit auseinandergesetzt und eine Form mit ausserehelichem Sex gefunden, die für beide recht gut stimmt. Mich hätte interessiert, was es neben „Sex zurücktherapieren“ noch so für andere Ideen und Lebensformen gibt.