mal ehrlich

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Transkript

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Elisa: «Auswandern mit Familie. Eine längere Auszeit im Ausland mit Kindern und Partner oder Partnerin.» Das klingt traumhaft. Allerdings, wenn ich an organisatorische Aspekte denke, bekomme ich gleich schon Zahnfleischblüten. Ich bin Lisa von der Redaktion von Mal ehrlich. Bei mir sitzen heute Andrea Janssen, Gründerin von «Mal ehrlich», ehemals «Anyworkinma» und Nicole Rast-Jitziger, verantwortlich bei uns für Kooperationen. Und wenn ich sage, sie sitzen heute bei mir, dann ist das total gelogen.

Elisa: Wow! Nicole lebt seit knapp acht Jahren mit ihrer Familie in L.A., Kalifornien. Andrea lebt seit fünf Jahren mit ihren Kindern und ihrem Mann in Hawaii, auf der Insel Kauai. Lustigerweise sind es genau diese zwei Destinationen, an die ich im Winter immer zu meinem Mann sage, dass ich mich nicht mehr dort hinziehen kann. Ich könnte so gut das ganze Jahr Flip-Flops tragen. Er meinte, ich vermisse die Jahreszeiten usw. Bis vor zehn Jahren, als ich Mutter wurde, lebte ich immer mal wieder im Ausland. Jetzt wurde ich mit den Kindern in meiner Heimatstadt Bern sesshaft. Aber das Fernsehen hat mich ganz abgenommen.

Elisa: Ich gebe zu, ich stelle mir das wohl etwas romantisch vor mit diesem Auswandern oder dieser Auszeit mit Familie. Wie eben wegen dem administrativen Berg, den ich schon angesprochen habe. Darum nützt es mich sehr, heute mit Andrea und Nicole zu sprechen und herauszufinden, wie das wirklich ist. Es ist wirklich sehr, sehr gut, aber es ist vielleicht etwas anstrengend im Ausland. Von Andrea bekommen wir an der Front immer mal wieder etwas mit. Nicole ist eher ein wenig hinter der Kulisse. Nicole, kannst du etwas über dich erzählen? Kannst du dir vorstellen, wer du bist und was du so machst?

Nicole: Ich bin Nicole. Ich arbeite seit gut vier Jahren, jetzt bin ich mal ehrlich, im Team Kooperationen und Werbung. Ich bin vor knapp acht Jahren mit meinem Mann und unseren beiden Mädchen nach L.A. Ausgewandert. Mittlerweile haben wir noch einen Jungen. Er ist jetzt fünf Jahre alt.

Nicole: Ich habe noch einen Jungen, der

Nicole: jetzt fünf Jahre alt ist.

Elisa: Cool. Andrea, bei dir ist die Reise Seit wir dich mitbekommen, ist die Reise die Baseline deines Lebens. Wieso ist das so?

Andrea: Ich finde es sehr schön, dass du das so sagst. Das stimmt. Ich frage mich das immer wieder. Einerseits, weil meine Eltern mich sehr früh mit auf Reisen nahmen und mir dann den Bug mitgegeben haben. Eigentlich ist es ihre Schuld. Und das Zweite, was ich merke, wenn es Reisen angeht, nicht unbedingt das Leben an einem anderen Ort, wo sie mit uns sehr verschiedene Dinge

Elisa: machen, Aber da kommen wir sicher

Nicole: noch drauf.

Andrea: Als das Reisen begann, merkte ich, dass ich dort Ich glaube, dass so viele Eindrücke von aussen kommen, und man neu etwas dazulernen und verarbeiten kann. Ich habe manchmal weniger Mühe, mich darauf zu konzentrieren, und habe nicht noch so viele andere Gedanken im Kopf. Lustigerweise hilft mir das Reisen auch beim Fokussieren und mich selbst zu beschäftigen.

Elisa: Mhm, das kenne ich sehr gut. Weil man ja auch in der Komfortzone ist. Da hat man einen totalen Fokus.

Andrea: Genau. Man hat den Fokus und kann gar nicht unbedingt Doch, manchmal hilft es einem, eine Aussenperspektive einzunehmen und auf das, was das, was passiert ist, selber zurückzuhalten. Ich finde z.B. Länge Busfahrten grandios oder lange Zugfahrten. Da habe ich schon ganze Beziehungsrahmen verarbeitet in einer Zugfahrt. In meinen Zwanziger.

Elisa: Du redest aber eher von diesem Rucksackreisen.

Andrea: Ja, genau.

Elisa: Wie hat das abgenommen? In dieser Zeit, seit fünf Jahren in Hawaii, hat das abgenommen. Spürst du das immer noch? In der Schweiz leben wir ja rechtzeitig, wir haben einen Nest. Spürst du das immer noch, dass du etwas exponierter bist und ein klarer Fokus?

Andrea: Im Alltagsleben nicht. Wir sind natürlich In den letzten fünf Jahren leben wir zwischen den zwei Welten. Wir haben fast jedes Jahr mehrere Monate in der Schweiz verbracht, ausser während der Corona-Pandemie. Da wir zwischen den beiden Welten leben, ist das Reisen auch etwas kürzer gekommen, als es vorher bei uns in der Familie ein Thema war. Daher hatte ich es gar nicht mehr so fest. Also In den letzten fünf Jahren war es mehr oder weniger ein Hin und Her zwischen den beiden Welten. Wenn wir sonst nirgendwo hin- gegangen sind, war es entweder aufs Mainland, also auf Amerika, aufs Westland. Da treffe ich Nicole.

Elisa: Und ein gernes Kaffee.

Andrea: Genau, ein gönnes Kaffee. Nein, das klingt so blöd. Oder meistens zum Freundessehen, aber weniger zum Reisen und Entdecken. Meine nächste grössere Reise steht gleich an. Wir gehen nach Japan. Das ist das erste Mal, dass ich in längerer Zeit Folgen entdecken kann. Ich freue mich sehr.

Elisa: Wenn man schon ein wenig weit ist. Ja, so ist es. Wie kam es überhaupt, dass Sie ins Ausland gezogen wurden?

Nicole: Seit ich an das Denken denke, hatte ich immer den Wunsch, wegzugehen. Ich habe erst viel später realisiert, wieso ich diesen Wunsch in mir habe. Ich ging schon während des Studiums Sprachaufenthalt auf Spanien und Mexiko machen. Ich ging nach dem Studium eine Weile ins Ausland arbeiten. Seit ich meinen Mann vor 16, 17 Jahren kennengelernt habe, sagte ich ihm von Anfang an, wir gehen mal ins Ausland. Er sagte lange, dass es für ihn kein Thema war, wegzugehen. Er hat eine Firma in der Schweiz. Er fand, er sei sehr verbunden mit der Schweiz.

Nicole: Ich pushte das aber sehr fest. Bevor meine Älteste in Chinski kam, drei Monate unbezahlt nahmen und an die Westküste der USA reisten. Wir haben uns in dieses Land und vor allem in diese Leute verliebt. Wir sind dann zurück in die Schweiz und haben einen Plan geschmiedet, wie wir wieder reinkommen können. Wir haben gesagt, wir kommen für zwei Jahre. Schaut mal, wie das ist. Ich glaube, in 99,9 % der Fälle bleiben sie nicht bei diesen zwei Jahren. Jetzt sind sie bei uns schon fast acht Jahre.

Nicole: Und wir leben jetzt hier. Genau. Ja, es geht mega schnell vorbei.

Elisa: Ich stelle mir vor, es ist auch noch oft so, also bei uns wäre es jetzt auch so, oder eben bei uns viel mehr ich, die so zu reisen habe. Und Mein Mann ist auch sehr verbunden und mag seinen Job hier sehr. Er will den nicht aufgeben. Wie war das bei euch, Andrea? Seid ihr synchron unterwegs? Sind wir der Entscheidung, wir packen zusammen und gehen aus der Insel?

Andrea: Nein, nicht unbedingt. Es hat wirklich auch sehr viele Dinge gebraucht, die vorher am richtigen Ort sind, oder die Steine fallen. Bei uns war es so, dass wir vorher schon viel reisen gingen, als Familie. Wir sagten immer, es wäre spannend, an einem Ort nicht Tourist zu sein, sondern an einem Ort zu leben und zu erfahren, wie es ist, wenn man dort lebt und nicht nur besucht. Du schaust als Besucher und Tourist immer von aussen.

Nicole: Es

Andrea: war aber kein Thema, wie bei dir. Mein Mann hatte einen Job in der Schweiz. Das war auch kein Thema, das Indie-4-Remote zu machen. Das wäre nicht gegangen. Dann hat es für ihn nicht mehr gestimmt. Dann hat er gekündigt. Dann sassen wir zusammen. Es muss eine Woche gewesen sein, nachdem er den Entscheid getroffen hat.

Andrea: Dann gingen wir essen. Dann kam von ihm der Anstoss, dass wir doch Das war lustig. Ich bin so ein bisschen diejenige in unserer Familie. Es gibt immer jemanden, der die Visionen hat und jemanden, der im Jetzt lebt. Ich bin definitiv diejenige, die immer etwas rumspinnt. Du überraschst

Elisa: mich total.

Andrea: Ja, es ist komisch, Elisa. Aber es war wirklich er, das sage ich bis heute. Er sagte, er komme, wir könnten das machen. Ich wäre ja Blur gewesen, wäre nicht sofort auf diese Möglichkeit angegumpelt. Ich fand, dass ich sicher sagen muss, wenn ich dann gewusst hätte, was ich nachher gewusst habe, was das für einen administrativen Aufwand bedeutet. Das hat am Anfang angetönt. Ich weiss nicht, ob ich so euphorisch gewesen wäre. Aber es war dann auch sehr schnell klar, dass wir entweder hierher kommen würden, weil wir hier schon viel Zeit verbracht haben.

Andrea: Das war der Ort, den wir als Anwohner entdecken wollten. Oder Australien. Dann haben wir uns sehr intensiv darum bemüht, das hier möglich zu machen. Und dann wären wir auch wie Nicole. Wir wären ja nur ein Jahr geblieben. Das war auch das, worüber ich damals Anja und Rebecca kommunizierte. Damals waren wir nur zu dritt. Die haben dich zuerst leer geschluckt, aber ich fand, es geht ihnen schon.

Andrea: Da gibt es ein Videotelefon, das heisst Zoom. Da sehen wir uns den Alben schon. Wir waren vier Monate hier. Nach vier Monaten merkten wir, dass wir nur noch acht Monate haben. Es war ein Hosenlupf, hierherzukommen. Nach vier Monaten hatten wir das erste Mal das Gefühl, dass wir mal Touchground hatten. Wir hätten eigentlich richtig gelandet. Wir hatten das Gefühl, wir müssten gleich wieder losstarten.

Andrea: Das war der Moment, als wir uns entschieden haben, wir hängen noch ein Jahr an. Aber im Sommer natürlich zurück, Familie, Freunde und Kaufräume sehen. Dann sind die Grenzen zugegangen. Das war im Februar 2020. Dann mussten wir uns entscheiden, entweder zurück oder hierbleiben. Und dann blieben wir auch hier.

Nicole: Hm. Es braucht einfach sehr lange, bis man sich an einem Ort zu Hause fühlt. Mir ging es genau gleich mit Andrea. Ich brauchte sicher ein Jahr, bis ich sagen konnte, dass ich angekommen bin. Am Anfang ist es nur das Organisieren und Ausfinden, was für die Familie funktioniert, was nicht. Sprachlehre für die Kinder. Man arbeitet nur ab und kann nicht richtig angekommen sein. Dann kommt man an und denkt, man müsse wieder packen, wieder zu gehen.

Nicole: Dann ist der ganze Aufwand, es hat sich noch nicht gelohnt. Und dann gehen einfach die Jahre vorbei. Und lustigerweise ist es jetzt mein Mann, der definitiv nicht mehr zurückgeht. Jahrelang musste ich ihn pushen und jetzt ist er der, der sagt, das ist jetzt mein Zuhause, da bleiben wir jetzt.

Andrea: Unlustig, spürst du es genau gleich. Meine hat auch wahnsinnig Mühe. Er musste jahrelang pushen, aber jetzt bleibt er zu Hause. Uelusti spiesst genau gleich. Wir kommen jetzt wieder mehrheitlich in die Schweiz. Aus verschiedenen Gründen. Unser Visum läuft aktuell aus. Es ist auch steuerlich sehr kompliziert und sehr langweilig.

Andrea: Darum gehe ich nicht ins Detail. Aber wir werden mehr Zeit in der Schweiz verbringen. Mein Mann hat auch massiv mehr Mühe.

Nicole: Mhm.

Elisa: Das kenne ich sehr gut, das Gefühl. Ich habe auch in Taiwan gelebt und hatte auch immer das Gefühl, obwohl ich dort wohne, ich schaue vom Spielfeldrand zu, was natürlich auch kulturell bedingt war. Es ist natürlich anders, wenn man die Sprache gut beherrscht. Es sind ja beide Leute an dem Ort, wo ihr lebt. Aber kennt ihr das Gefühl? Oder habt ihr das überwunden? Habt ihr das Gefühl, man ist so weit integriert, dass man an allem teilhaben? Kulturell, politisch, auch nicht.

Nicole: Wir können noch nicht abstimmen hier.

Elisa: Ja, wir müssen jetzt...

Nicole: Ja, es sieht

Nicole: Angst aus. Also ich finde jetzt, nach bald acht Jahren sind wir wirklich zu Hause. Klar, wir sind Es ist lustig, weil unsere Kinder mittlerweile mehr Amerikaner als Schweizerinnen sind, was die Kultur angeht und wie sie aufwachsen. Und Ich und mein Mann sind ja wirklich Schweizer. Ich bleibe Schweizerin. Das merke ich manchmal. Wir sind wirklich ganz anders aufgewachsen. Es gibt so viele Dinge, v.a.

Nicole: Im schulischen Bereich, wo Kinder lernen, wie sie aufwachsen, die mir immer noch fremd sind, auch nach acht Jahren. Es gibt viele Dinge, die ich erstens nicht nachvollziehen kann. Das ganze Helikopter-Parenting, Dass man die Kinder nicht so für die Unabhängigkeit pusht, damit habe ich sehr Mühe. Aber im Alltag und mit unserem Netzwerk, das wir aufgebaut haben, ist es schon voll. Es ist wirklich zu Hause. Aber es wird immer Dinge geben, die ich als Schweizerin nicht verstehen werde. Ich werde mich integrieren. Es ist immer ein Prozess, ein Integrationsprozess.

Nicole: Ich weiss nicht, ob es jemals ganz weggehen wird. Aber dadurch, dass wir die Sprache sehr gut sprechen und es doch auch westliche Kultur ist, war es schon nicht total fremd, als wir hierher gekommen sind.

Elisa: Hast du ein konkretes Beispiel von etwas oder Sachen, die Sie in der Schule lernen, die total fremd sind?

Nicole: Also nicht fremd, aber sie sind natürlich... Zum Beispiel haben wir am Montagmorgen immer schulweit eine Assembly. Die ganze Schule trefft sich auf dem Schulplatz. Dann wird die Fahne gekisst, die Hand aufs Herz gegeben und der Pledge of Allegiance runtergeschwätzt. Das ist sehr patriotisch. Am Anfang dachte ich mir, was das genau ist. Aber nach so vielen Jahren ist es natürlich auch sehr fest ein Community-Building. Man ist miteinander und zusammen.

Nicole: Es gibt einem ein sehr festes Zusammenhaltsgefühl. Man ist an der gleichen Sache dran. Obwohl es patriotisch sehr fremd ist. Wir Schweizer sind sehr zurückhaltend, was das anbelangt. Er leistet auch eher sehr demokratisch und progressiv. Es hängen nicht mehr überall Fahnen im Garten. Aber das Patriotische ist mir fremd. Aber ich finde es auch schön, dass man das Zusammenleben so zelebriert.

Nicole: Das Zusammensein. Das ist ein schöner Aspekt.

Elisa: Andrea, bei dir habe ich immer das Gefühl, wenn du so erzählst oder so in den sozialen Medien zeigst, dass du sehr integriert bist. Du hast viele Freundinnen und Freunde dort. Erzähl mal.

Andrea: Ja, mittlerweile schon, absolut. Etwas, was ich so nicht erwartet habe, muss ich ehrlich sagen. Es ist wirklich Hashtag Gratitude, Hashtag Blessing. Ich hätte es nicht erwartet, hier einen Freundeskreis zu finden, den ich nicht fand. Irgendwie ist es auch kein Zufall, dass man ja, eben oft auch Frauen findet, mit denen man sich sehr verbunden fühlt. Das durfte ich hier auch, das war wichtig. Aber auch nicht von Anfang an. Ich muss wirklich sagen, dass wir das erste Jahr so viele Besuche hatten, dass wir keine Möglichkeit hatten, hier Wurzeln zu schlagen oder Leute kennenzulernen.

Andrea: Es gab keinen Platz. Das kam v.a. Während der Corona-Zeit, als plötzlich alles total zusammengeschrumpft war und man die Leute hier gesehen hat. Dort haben wir unseren Platz gefunden in dieser Community und gehören jetzt auch zu dieser Community dazu. Was ich aber sagen muss, ist, dass es hier sehr speziell ist. Hawaii ist zwar nur ein Bundesstaat, aber Es ging dazu nicht alles mit rechten Dingen zu. Vorher war Hawaii das Königreich, sie wurden dann mehr oder weniger annektiert. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass hier Es gibt immer noch eine zweischichtige Gesellschaft.

Andrea: Wir sind in diesem Sinne in der einen Schicht der Leute angekommen, die hierhergezogen sind oder von nirgendwo anders gekommen sind. Die meisten Leute kommen vom Festland der USA. Sie wohnen hier auch, zum Teil 25, 30 Jahre, oder sogar in zweiter Generation. Viele sind ähnlich lange hier wie wir. Das ist alles ein bisschen gemischt. Aber dann gibt es noch eine zweite Layer, eine zweite Schicht. Das sind die Hawaiianer, die Polynesier, alle, die sich wirklich als Hawaiianer bezeichnen. Alles andere bist du eigentlich ein Local.

Andrea: Dort reinzukommen Wir haben einzelne Kontakte und einzelne Kollegen, die dort sehr drin sind. Aber wir sind in dieser in dieser Community nicht. Da haben wir keinen engen Zugang. Deshalb ist es so, wie du die Frage gestellt hast, ob man voll drin ist oder ob man beobachtet. Wir waren am Anfang beobachtet. An einem Ort sind wir voll drin und voll integriert, und an einem anderen Ort sind wir und werden wir immer sein. Gar keine Frage, da können wir noch 30 Jahre hier sein. Irgendwo durchbeobachtend.

Elisa: Weil es auch kulturelle Barrieren gibt und es umgeschieden in den Privilegien geht.

Andrea: Ja, es wird auch sehr schnell politisch und für mich auch absolut verständlich. Ich meine, z.B. Auf unserer Insel, Zuckerberg wohnt auf Er hat ein Anwesen. Er ist etwa

Elisa: vierte auf der Insel. Bei euch auf der Insel?

Andrea: Nein, Schon nicht, aber es ist ein riesiges Stück Land. Wenn man von ihm liest, ist es doch manchmal so, Zuckerberg sei Anwesen auf Hawaii. Das ist bei uns auf der Insel. Und wir haben noch mehrere Wir haben noch irgendwie Keine Ahnung. Irgendwo ist der GoPro-Gründer. Und so Leute. Du musst dir vorstellen, für die Leute, die seit Generationen auf dieser Insel sind, kommen Leute von aussen und kaufen mit ihrer Kaufkraft quasi die Insel weg. Und es ist eigentlich das gleiche Phänomen wie Phänomen? Das gleiche Phänomen? Wie an anderen Orten.

Andrea: In Zürich kennt man das auch. Es kommen auch viele, die Wohnungen von der Firma bezahlt werden. Dann gibt es Wohnungspreise, die sich niemand mehr leisten kann. Die Einheimischen, die generationalen Familien, die schon so lange da sind, können es sich nicht mehr leisten. Darum sage ich eigentlich immer, und das mache ich auch relativ schnell klar, Wenn ich im Gespräch mit jemandem bin, der schon lange da ist, sage ich immer, dass ich mir das bewusst bin. Ich bin Teil der Community, aber auch Teil des Problems.

Nicole: Mhm.

Andrea: Mhm. Und ich glaube Das ist auch ein Brückenschlag. Wenn die Leute merken, dass man nicht nur profitieren will Kulturell geht es sehr stark ums Land, ums Geben und Nehmen, das Aloha, das man immer sagt. Man sagt immer, Aloha heisse Liebe, aber es ist noch viel mehr. Es ist eine innere Haltung. Und Wenn sie merken, dass du das mitbringst, dann geht die Tür auf.

Elisa: Aber es

Andrea: ist nicht einfach.

Elisa: Wir schwenken zurück zu diesem administrativen Berg, den ich am Anfang erwähnt habe. Wir nehmen Wunder, dass ihr beide schon angesprochen habt. Es ist ein grosser Aufwand, sich das zu organisieren. Ich kann mir vorstellen, in den USA gibt es immer sehr viele Dokumente. Nicole, erzähl mal, wie hast du das alles zusammengesucht?

Nicole: Es ist wirklich ein grosser Mocker. Es ist ein riesiger Mocker. Angefangen beim Visum, wo wir schlussendlich Ich weiss auch nicht, 200 Seiten Dokumenten hatten wir auf Bern. Es ist wirklich wahnsinnig, was sie wollen. Es ging v.a. Darum, dass wir eine Agentur von meinem Mann, eine Filiale aufmachen konnten. Aber man muss ein Bankkonto und Investitionen in die USA haben. Aber man kann nicht in die USA, weil man kein Visum hat.

Nicole: Es war zuerst irgendwie ein Ei oder ein Huhn. Es ist eine grosse Herausforderung. Dann kommt das Ganze mit der Schule. Man muss die Schule abmelden. Wir haben uns entschieden, unsere Wohnung aufzugeben und alles zu verschiffen. Wir haben alle Möbel mitgenommen. Man muss das alles auch noch mitorganisieren. Es ist wahnsinnig viel, aber man muss einfach Step by Step.

Nicole: Und natürlich hatten wir auch noch für die erste Zeit hier ein Airbnb gemietet und eine Schule organisiert, auch aus der Schweiz, weil wir das Schulsystem in den USA nicht kannten und nicht wussten, in welchem Quartier wir leben. Wir haben uns entschieden, dass wir zuerst eine private Montessori-Schule angeschaut haben, wo wir einen Platz reserviert haben. Unsere Mädels sind es eigentlich nie gegangen, weil wir in einem Quartier ein Haus gefunden haben, das sehr gute öffentliche Schulen hat. Nein, ich glaube, was auch nicht zu unterschätzen ist, ist einfach das Emotionale, also die Abschiede. Es waren so viele Abschiede. Also ich bin wirklich... Wir sind da auch noch nicht... Ich habe gesagt, ich mache das nie mehr.

Nicole: Ich mache das einmal in meinem Leben weggehen, und never ever again. Es war emotional wirklich sehr anstrengend. Ich glaube, in der Nachhinein fand ich das schwieriger als das ganze Administrativ. Man muss so viele Leute schiessen. Und dann hintersitzt man sich so oft und denkt sich, warum gehen wir eigentlich? Wieso tun wir uns das an? Wieso wollten wir überhaupt gehen? Und Die Kinder waren noch relativ klein, knapp drei und knapp sechs. Das ist jetzt wirklich Jetzt wäre es viel schwieriger. Jetzt zu entwurzeln, wäre eine ganz andere Thematik. Sie waren wirklich klein und realisierten nicht, was wir machen.

Nicole: Sie fanden, wir gehen mit unseren Eltern in die Ferien, und es sei alles gut. Wir rührten sie ins kalte Wasser. Im Nachhinein hat alles extrem gut funktioniert. Sie sprachen sehr schnell Englisch, sie integrierten sich sehr schnell. Eigentlich lief alles reibungslos. Aber es war viel. Es war viel.

Andrea: Nicole, seid ihr vorher hier gewesen? Seid ihr vorher auskosten?

Nicole: Null.

Andrea: Nein. Also wirklich Auswanderer.

Nicole: Wirklich. Wir hatten für den ersten Monat ein Airbnb. Wir hatten die Schule. Wir kamen Ende Oktober und wussten, dass wir die Mädchen Anfang Januar in die Schule schicken. Wir hatten nichts. Wir hatten den Job und waren finanziell gut aufgestellt. Das hat sicher sehr geholfen. Wir wussten nicht, wo wir hinziehen.

Nicole: Wir gingen etwa 100 Häuser anschauen. Es ist auch sehr hilfreich, wenn du schnell ein Quartier kennst, weisst du,

Nicole: wo du

Nicole: willst und wo nicht. Nein, wir sind vorher nicht gegangen.

Elisa: Wow, du bist schon ein wenig ins kalte Wasser gesprungen.

Nicole: Voll. Voll. Mein Mann ist ein extremer Optimist und hat oft gesagt, dass wir einfach gehen. Wir wussten ja, dass wir anytime zurückkommen können. Das haben wir immer noch. Wir haben die Sicherheit, wenn es nicht klappt, klappt es nicht. Dann gehen wir wieder nach Hause. Das Risiko ist, wenn du einen grossen Aufwand machst, finanziell die ganze Wohnung aufgeben, aber eigentlich hätten wir jederzeit zurückkommen können.

Nicole: Das hätte uns eine grosse Sicherheit gegeben.

Elisa: Das ist ja noch etwas vom Schweizer Pass.

Nicole: Voll. Das würde ich nie aufgeben. Nie.

Elisa: Andrea, deine jüngere Tochter war schon auf der Welt. Sie hatte schon drei Kinder.

Andrea: Ja, die Jüngste war zweieinhalb, als wir hier sind.

Elisa: Hattest du nicht ein Burn-out vom Auswandern? Vom Vorbereiten zum Auswandern?

Andrea: Mal. Es war mega anstrengend. Es war sehr viel. Ich habe generell die Tendenz, immer mehr zu viel aufzuladen. Darum war es nicht unbedingt anders als sonst. Aber es war noch lustig, was Nicole vorher gesagt hat, dass viele AD sagen. Die Frage, warum wir eigentlich gehen, war bei uns ähnlich. Ihr klärt es mir mit dem, dass du in dieser Zeit vorher noch eine soziale Mega-Effohr machst.

Andrea: Du hast das Gefühl, du siehst die Leute nicht

Nicole: mehr lange.

Andrea: Du machst jetzt Gänsewisse in der Luft. Wir sind damals für ein Jahr gegangen. «Mittlerweile» muss ich verschlachen.

Elisa: Für

Andrea: mich ist «ein Jahr mittlerweile» gefühlt wirklich nicht mehr so viel. Ich finde, es geht so wahnsinnig schnell vorbei.

Elisa: Und

Andrea: Zurück zu deiner Frage. Nein, das ging schon. Wir hatten auch wahnsinnig Schweine. Wenn ich zurückschaue, wie das für uns aufgegangen ist Auch, dass wir hier einen Ort zum Leben gefunden haben, den es im Moment fast unmöglich ist. Wir könnten das gleiche jetzt nicht mehr machen. Es hat sich dermassen verändert hier.

Elisa: Wart ihr in Gaskalten, als ihr vorher in Nikolest standet?

Andrea: Nein, wir waren in Gaskalten die beiden Jahre vorher. Wir sind hier gereist und beim ersten Mal hier hängen geblieben. Mein Herz hat sich wieder verliebt. Das klingt so blöd. Ich war mit neun, glaube ich, das erste Mal hier, mit meinen Eltern. 2010 kam ich mit dem SFU unterwegs zurück, mit einer Reisensendung vom Schweizer Fernsehen. Ich war hier und merkte, dass da irgendetwas ist. Dieser Ort macht etwas mit mir.

Andrea: Ich kam ein paar Jahre später mit meiner Familie zurück. Mein Mann spürte, was ich gemerkt habe, er spürte die Verbindung. Wir kamen nochmals hierher und waren etwa sieben Wochen hier. Sieben Wochen sind eine kurze Zeit, aber eine längere. Da bekommst du eine andere Idee. Wir lernten auch Leute kennen, die für uns sehr wichtig waren, sehr wichtige Türöffner im Nachhinein. Z.B. Unsere damalige Babysitterin, die wir hatten.

Andrea: Sie ist immer noch ein ganz wichtiger Mensch in unserem Leben. Sie ist für mich wie eine kleine Schwester. Sie kennt auch Hinz und Kunz und konnte uns mit allen Leuten in Verbindung setzen. Hier ist meine Freundin noch Immobilienmaklerin. Und hier ist noch die andere Kollegin die Schulleiterin. So haben wir überall Kontakt erhalten. Wir wussten genau, wo wir hinwollen und mit wem wir Kontakt aufnehmen wollen. Und wie das aussehen sollte.

Andrea: Für uns war es kein Scouting. Wir mussten nicht nach Hause suchen. Wir wussten genau, was wir wollen. Dass wir nicht mit einer Green Card hier sind bzw. Wir sind auch auf einem Visum hier, aber auf einem schwarzen Visum, ist für uns die öffentliche Show gar nicht infrage gekommen. Das dürften wir gar nicht, glaube ich.

Nicole: Und wo

Elisa: gehen deine Kinder und eure Kinder? Sie werden homeschooled, oder? Wie sieht das konkret aus?

Andrea: So viele Nerven habe ich nicht. So halb. Nein, sie gehen in eine alternative Schule. Es ist eine private Schule, aber sie sind mehr draussen. Sie machen mehr Projekte. Es ist weniger, sage ich mal, ein Stundenplan entlang, sondern mehr ein individuelles Lernen. Mein Sohn hat seine Klasse nicht mehr während Corona gegeben. Er hat mit einer Online-Schule angefangen.

Andrea: Er macht jetzt Werbung, sie heisst Prisma. Sie ist megagut.

Nicole: Ja.

Andrea: Das macht er jetzt seit Das ist jetzt sein drittes Jahr. Er macht das mehrheitlich zu Hause.

Elisa: Wie habt ihr eure Kinder vorbereitet? Nicole, du hast gesagt, sie seien so klein oder noch so jung, dass sie das Gefühl hatten, es sei eine längere Reise. Wenn man nach Kalifornien geht, kann man immer sagen, wir wohnen in der Nähe von Disneyland und Universal Studios.

Nicole: Disneyland war tatsächlich ein Ding, wir haben gesagt, sobald wir ein Haus gefunden haben und unterschrieben haben, gehen wir ins Disneyland. Dadurch, dass sie noch relativ klein sind, haben wir gesagt, dass wir für eine längere Zeit weggehen. Im letzten Monat hatten wir einen Countdown-Kalender, wo wir jeden Tag eine Stichleitung gemacht haben, wie lange es noch dauert, bis wir weggehen. Aber sonst Es wäre zu viel gewesen, wenn wir ihnen bis ins letzte Detail erklärt hätten, was es bedeutet. Sie wussten schon, dass wir in ein anderes Land gehen, in die Schule gehen, Sprache nicht sprechen. Aber was es wirklich bedeutet, haben sie erst später realisiert. Was sich aber im Nachhinein für unsere Familie Es war gut. Aber wir sind auch eher so, dass wir das nicht 50-mal durchdiskutieren.

Nicole: Und wir haben auch Die Kinder sind nie gefragt. Wir haben nie gefragt, ob wir das machen wollen. Wir haben entschieden, 100 %, und haben die Kinder an Bord genommen. Das würde ich heute immer noch so machen. Selbst wenn meine Tochter 13 ist, würde ich sie nicht fragen, ob sie zurück will. Wir entscheiden das als Familie und ziehen das durch. Klar hätten wir, wenn etwas passiert wäre, oder auch jetzt, wir könnten anytime zurückgehen. Es wäre sicher anders, jetzt, da sie älter sind, müssen wir sie mehr involvieren.

Nicole: Aber damals war es für uns so klar, sie müssen einfach mitkommen. Sie hatten die Sicherheit, wir wollen das. Und Es kommt gut. Auch mit der Schule war es hart am Anfang. Sie konnten nicht einmal Hallo sagen auf Englisch. Aber sie spürten, dass es das Richtige war. Sie wollten das und es schafften sie. Und dann hat es auch funktioniert.

Andrea: Ich denke,

Elisa: es ist auch eine grosse

Andrea: Sorry, die grosse Verantwortung für die Kinder. Ich finde, da müssen wir die Verantwortung als Eltern tragen und sagen, das entscheiden wir so und Wir haben unsere Gründe.

Nicole: Genau.

Elisa: Da muss man aber recht unter der selben Page sein als Paar. Das stelle ich mir vor.

Nicole: Wenn jemand

Elisa: etwas mehr

Nicole: findet, muss es

Elisa: das sein.

Nicole: Ja, ich sage, Andrea.

Andrea: Das stelle ich mir extrem schwierig vor. Gerade auch, weil es ja nicht nur Sunshine und Happiness ist. Es ist ja auch mit vielen Dingen verbunden, die nicht laufen, nicht fägen und anstrengend sind. Wenn jemand in der Position ist, der sagen würde, dass man das wollte, dann wird es wahnsinnig anstrengend. Mhm.

Nicole: Wir haben ja relativ viel Kontakt zu Expat-Familien. Das macht es wirklich schwierig, auch wenn man sich zusammen entscheidet, an einen Ort zu gehen. Aber wenn jemand von beiden den Wunsch äussert, wieder zurückzugehen oder an einen anderen Ort zu gehen, ist das sehr schwierig. Mein grösster Wunsch an mich und meinen Mann ist, dass wir immer das Gleiche wollen, dass wir im Moment sehr glücklich sind. Aber wenn es für uns nicht mehr stimmt, dass es für beide nicht mehr stimmt und wir einen Schritt weitergehen. Das haben wir auch schon ein paar Mal erlebt. Es gibt das, dass man nach 15 Jahren findet, dass man weiter oder zurück will, und ein anderer aber findet, dass er zu Hause ist. Dann ist es eine Herausforderung, eine Lösung zu finden, die für alle stimmt.

Nicole: Ja. Es ist sicher wichtig,

Nicole: dass man in

Nicole: der gleichen Situation ist. Wie Andrea sagt, funktioniert bei uns alles, aber es ist viel, es ist sehr viel. Man hinterfragt sich, wenn Kinder heimkommen, die nicht mehr zur Schule kommen, kein Wort haben. Man versteht nichts, wie lange die Schule noch geht. Es ist mega hart. Man denkt auch,

Nicole: dass die

Nicole: Grosseltern Traurig sind, dass man weggegangen ist. Das Emotions-... Man ist zerrissen. Das geht nie weg. Es ist nicht alles nur super. Darum ist es wirklich Man ist ein Team. Man ist am Anfang v.a. Sehr auf die Kernfamilien fokussiert.

Nicole: Solange man kein Netzwerk hat und die Leute nicht kennt, muss man sich auch aufeinander verlassen können. Man hat nicht die beste Freundin, die man Kaffee trinken kann und man kann sich wenden. Man ist einfach nur man und sein Mann. Es ist sehr wichtig, dass das hält. Wir wissen, dass es nie hält, wir sind wirklich verhebt. Aber zumindest, dass man, obwohl man geht, vom Gleichen spricht und das Abenteuer zusammen machen will.

Andrea: Das ist der emotionale Warte. Entschuldigung. Nein, der emotionale Aspekt, den du auch ansprichst, das Zerrissensein, darüber haben Nicole und ich schon viel gesprochen. Ja. Das kennen wir beide wahnsinnig gut. Du bist eigentlich gerne an einem Ort, aber du vermisst gleichzeitig Leute. Du vermisst zum Teil auch ein Gefühl. Sei das kulturell irgendetwas, das du einfach ankommst und nicht überlegen musst.

Andrea: Und Das habe ich am Anfang z.B. Extrem so erlebt. Ich hatte hier zwar Leute, aber ich wusste trotzdem nicht, ob das okay ist oder nicht.

Nicole: Verstehen die mich oder nicht? Ja. Wir haben nicht denselben Background. Ja. Ja, voll.

Elisa: Es ist ein anderer Code. Man muss gar nicht so weit gehen. Nein.

Nicole: Ich bin

Elisa: ja auch halb Italienerin, so wie Nicole auch. Aber wenn wir über die Landesgrenze gehen, geht es schon an anderen. Es ist nicht nur eine Sprachbarriere, sondern es gibt auch eine kulturelle und fast genetische Barriere von irgendetwas, das von Anfang an unterschiedlich sozialisiert wurde.

Nicole: Voll, ja. Man lernt nie aus. Ich habe das Gefühl, auch nach acht Jahren gibt es Dinge, bei denen ich denke, das sei für mich völlig klar. Für die anderen ist es überhaupt nicht klar. Auch das Ganze bei Kindergeburtstage, dass man die ganze Familie einlässt. Ich fand, nein, es sind einfach Kinder. Ich finde es super. Je nachdem, welcher Geburtstag es ist.

Nicole: Es gibt sehr viele Dinge, die man Aber es ist spannend. Man lernt wie nie aus. Das ist das, was es wirklich schön macht. Ich glaube, das erhöht auch die Toleranzgrenzen. Seit wir hier sind, sind wir viel offener geworden. Auch Kinder. Das ist eine Bereicherung. Sie merken, es gibt so viele andere Auch in L.A.

Nicole: Gibt es so viele Kulturen. Und sie feiern. Die Unterschiede werden gefeiert. Es ist nicht etwas Schlechtes, sondern etwas sehr Positives. Es ist eine sehr willkommene Kultur, das schätze ich sehr. Wir sind alle unterschiedlich, aber wir sind alle gleich. Wir wollen ja alles Gleiche. Das wird hier sehr gefeiert.

Nicole: Wirklich, wir haben auch solche Fester an der Schule, wo jede Familie ihr Traditionsessen und Kleider mitnehmen kann. Das wird hier wirklich gefeiert. Das finde ich sehr schön.

Elisa: Hast du eine Tracht?

Nicole: Nein. Nein. Nein, wir haben einen Toblerone-Schokoladen mitgenommen.»

Elisa: «Okay.»

Nicole: «Nein. Ich bin gar nicht so aufgewachsen. Wir sind, weil meine Mutter Italienerin ist, sind wir das, die Schweizer, die Werte, also Ich bin überhaupt nicht so aufgewachsen. Ich finde es schön, wie die Amerikaner das hier sehr zelebrieren. Das Patriotische. Für mich ist es immer noch sehr fremd, weil wir nicht so aufgewachsen sind. Das

Andrea: ist bei uns überhaupt nicht so. Bei uns ist das nicht so. Den Patriotismus spüren wir gar nicht. Es ist eben auch etwas verpönt, aus den Gründen, die ich vorher gesagt habe. Ich kenne das, als ich mal Austauschschülerin war, mit 16. Dort hatten wir das auch. Aber bei uns ist das nicht so präsent. Ich bin einfach bekannt für meine Schinken-Gipfel.

Andrea: Swiss Cheese, Ham and Cheese Croissants. Das muss ich immer überall mitbringen.

Elisa: Croissants. Wir wollten vorhin ein Thema ansprechen, das recht wichtig ist, weil es sehr schnell mal fällt in diesen Überlegungen, ob wir als Familie jetzt also noch eine oder nicht, nämlich die Grosseltern. Wie haben deine Eltern und Schwiegereltern reagiert? Andrea, du hast ja nur ein Jahr gesagt, aber trotzdem.

Andrea: Ja. Die Schwiegereltern Ich glaube, Sie sagen manchmal ein wenig witzig, aber ich glaube, sie haben sich ein wenig kapituliert. Denn wir reisten schon die ganze Zeit sie herum oder machten Dinge, die andere vielleicht nicht unbedingt tun. Meine Eltern auch. Sie mussten sich damit abfinden, dass ich früher schon beruflich war. Ich war die ganze Zeit weg. Ich glaube, das gehört hier wieder dazu. Was für mich aber wahnsinnig schwierig war, auszuhalten, war, dass sie im ersten Jahr, als wir da waren, uns besuchen kamen, ich glaube, im Januar oder Februar.

Andrea: Dann sagten wir ihnen bei einem Abendessen, wir bleiben noch ein zweites Jahr. Dann begann meine Mutter zu weinen. Er warf mich komplett aus der Bahn. Da begann ich, alles anzuzweifeln. Ich konnte aus einer Mutterperspektive nachvollziehen, wie es ihr geht. Wenn ich mir das vorstelle, finde ich es schlimm, dass meine Kinder so lange und weit weg sind. Und aus dieser Haltung heraus Ich finde, dass es noch mehr Erwachsene sind, aber eben auch Kinder. Das sind schon sehr wertvolle Jahre, würde ich mal sagen.

Andrea: Wenn die Grosseltern noch fit sind, und Meine Eltern, meine eigenen Eltern, sind Gott sei Dank noch sehr fit. Dass sie die Zeit miteinander verbringen dürfen. Ich muss ganz ehrlich sagen, aktuell kommen wir wieder mehr in die Schweiz. Die Grosseltern auf beiden Seiten sind einer der Hauptgründe.

Elisa: Ja, Und die Kinder werden so schnell gross. Man verpasst ja auch unglaublich viel, wenn man sie schon ein paar Monate nicht sieht.

Andrea: Am Anfang war es schwierig. Wir kamen ja zwei oder zweieinhalb Jahre nicht zurück. Wegen Corona. Pandemiebedingt. Genau, pandemiebedingt. Als wir zurückkamen, haben die Kinder sehr gefröndet. Unsere jüngste Tochter sprach kein Schweizerdeutsch. Sie weigerte sich auch.

Andrea: Und ich hasse Deutsch. Wow!

Elisa: Ist es jetzt immer noch so?

Andrea: Nein, Sie kann sitzen, aber sie hat einen krassen Akzent. Ich finde es sehr heizig, sie hat einen krassen Akzent. Aber wir sprechen mit ihr nur Schweizerdeutsch. Ich weiss nicht genau, wie das gekommen ist. Das ist

Nicole: uns egal.

Andrea: Es ist einfach. Bei

Nicole: uns

Andrea: sprechen die Kinder untereinander. Wenn sie spielen, sprechen sie englisch miteinander. Die grossen zwei sprechen mit uns aber bärnisch. Und die kleinsten mal so, mal so. Aber sehr oft gibt es Antworten auf englisch. Weil es ihr Schnabel so gewachsen ist. Aber am Anfang war es hollerschwierig. Weil sie das Gefühl hatte, die Leute verstehen mich ja nicht, wenn ich Englisch spreche.

Andrea: Dann mussten wir die Annäherung machen, dass z.B. Die Grosseltern zuerst mit ihren Bibliotheken Englisch gesprochen haben, damit sie überhaupt checkten, dass sie sie verstehen. Ja. Kompliziert. Wir müssen

Elisa: weiter aneinanderkommen. Die Grosseltern sollten

Andrea: zuerst mit ihren Kindern Englisch sprechen, damit sie

Elisa: überhaupt verstehen, was sie sagen. Mhm. Kompliziert. Deine Kinder sprechen Auch nur Englisch, Nicole?

Nicole: Ja, die Älteren sind die beiden am wenigsten. Er ist seit einem halben Jahr eingeschult. Er spricht am meisten Deutsch und Italienisch mit uns. Aber die Mädchen sprechen praktisch nur Englisch. Das würde ich auch anders machen. Wir sind gekommen, wir bleiben für zwei Jahre und gehen zurück. Ich glaube, wir hätten sie in eine Deutschschule schicken müssen. Das hätten wir komplett verpasst.

Nicole: Dass wir sie am Wochenende in eine Schule schickt, in der sie sauber Deutsch lernt. Sie verstehen alles. Sie können sich auch sehr gut ausdrücken. Aber ihre Wahlsprache ist ganz klar Englisch. Aber es ist natürlich alles Englisch. Die Hausaufgaben, ihre Freunde, alle Aktivitäten ausserhalb der Schule sind englisch, Fernsehen, Bücher, alles ist englisch. Wir sind die Einzigen, die in Deutsch sprechen. Ich verstehe es total.

Nicole: Wir versuchen es mit ihnen immer wieder zu reinforcen, aber es ist schwierig. Es ist mega schwierig.

Elisa: Ich muss ehrlich sagen, ich spreche mit meinen Kindern auch Italienisch, weil sie mit mir auch nur Berndeutsch sprechen. Es hängt nicht nur mit dem Auswandern zusammen. Sie sprechen gut Italienisch, aber sicher nicht mehr. Ja. Ja, und Englisch, ich hatte immer so viel, gerade auch die amerikanische Kultur, es hat etwas sehr Einnehmendes, etwas sehr Mächtiges, weil auch für uns hier in Europa Serien und Filme und Musik, Es war immer schon alles Englisch. Es hat etwas sehr Dominantes. Klar, wenn man auch noch dort lebt, nimmt es einen komplett

Nicole: ein. Es ist lustig, meine Kinder früher habe ich immer Lieder auf Englisch gelesen, aber nie ein Wort verstanden. Im Nachhinein, wenn ich meine Kinder sehe, verstehen sie tatsächlich, was die Leute singen, den Mainstream. Es ist so lustig, wie sie anders interpretiert, weil sie es natürlich verstehen. Aber heute höre ich noch einen Song und denke, das heisst das, was auf Englisch heisst. Früher hattest du irgendwie nachgeblabbert, hattest keine Ahnung, was es heisst. Aber sie wachsen mit dem auf und verstehen alles. Das ist cool.

Andrea: Mein Sohn hat jetzt Eminem entdeckt. Ich finde, er sagt aber

Nicole: Vielleicht nicht gleich der.

Andrea: Nein, es geht gut mit dem Motherfucker. Das ist ein Pfaffersch...

Nicole: Nicht gerade die Ideale. Nein.

Nicole: Ich bin

Elisa: ein Künstler. Was fehlt euch am meisten In der Wahlheimat?

Nicole: Meine Freunde, meine Schwestern. Das ist schon Die Leute. Das ist definitiv das, was einem am meisten fehlt. Also für mich.

Elisa: Es ist schön, dass die Freundschaft seit acht Jahren entstanden hat.

Nicole: Ja, teilweise denke ich, es ist so cool, ich bin ein Jahr weg, ich komme zurück, man trifft sich und es ist, als wäre ich nie weg gewesen. Man muss sich dort schon reduzieren. Ich habe das Gefühl, Wenn ich in der Schweiz wäre, hätte ich ein grösseres Umfeld. Es gibt Freundschaften. Arbeitskolleginnen von früher, die mit der Zeit Es verläuft sich schon etwas. Es fokussiert sich auf ein paar wenige, die schon immer dabei waren, aber die viel intensiver. Ich finde es auch mit den Grosseltern Es ist schön, wenn die auf Besuch kommen. Man erlebt die Zeit viel intensiver.

Nicole: Man ist Tag und Nacht zusammen, Auch wenn es nur zwei Wochen sind. Man holt es nicht immer auf, aber vom Gefühl her ist man dann schon viel enger, auch nach dieser Zeit. Man erlebt alles viel intensiver, wenn man nur eine sehr beschränkte Zeit zur Verfügung hat.

Andrea: Ich glaube, das ist eine Angst, die ich den Leuten nehmen würde, die sagen würden, was passiert, wenn wir so weggehen? Was passiert mit unseren Freundschaften? Ich sage nicht, dass überhaupt nichts passiert. Ein Ja ist absolut nichts. Es geht so schnell vorbei. Klar ist es dann, ein bisschen mehr an dir oder F vorzuleisten. Wenn du gehst, ist es an dir, den Kontakt zu behalten, das zu pflegen und zu machen. Aber das fällt nicht auseinander. Von daher soll es auf keinen Fall eine Hürde sein, auch wenn es sich in diesem Moment so anfühlt. Übrigens auch nicht für die Kinder.

Andrea: Das finde ich auch wichtig zu sagen. Meine Freundschaften haben auch alle gut überlebt. Bei den Kindern aber auch. Auch die Freundschaften der Kinder. Die engen Freundschaften haben alle gut überlebt. Der beste Freund meines Sohnes ist immer noch der beste Freund. Wow! Ja, genau. Und weil sie sich acht, neun Monate nicht sieht.

Andrea: Am Anfang ist es so Sie ist schüchtern und weiss nicht, wie. In der vierten Stunde sind sie voll drin.

Elisa: Mhm.

Nicole: Die Kinder sind auch wahnsinnig resilient. Sie können so viel mehr machen, als wir das Gefühl haben. Ich kann ihnen wirklich sehr viel zutrauen. Sie sind einfach wahnsinnig anpassungsfähig. Viel mehr als wir Erwachsene. Sie überlegen sich viel weniger und hinterfragen auch nicht. Es ist einfach so, wie es ist. Sie leben einfach viel mehr im Jetzt.

Nicole: Dann sind die Grosseltern wieder weg und sind nicht drei Wochen traurig. Sie sind im Moment traurig, weil sie sehen, dass die Grosseltern traurig sind. Aber danach geht es einfach. Ich staune manchmal, wie sie einfach wieder abhaken können. Sie sagen, es geht einfach wieder weiter, sie sind jetzt weg. Life goes on. Da können wir uns auch noch viel von ihnen anschauen. Einfach im Moment leben und das sehr geniessen, wenn die Familie und Freunde besuchen kommen.

Nicole: Aber dann ist es auch okay, wenn sie nicht mehr da sind. Nicht, dass sie danach traurig sind. Dass sie sich in dem Inneren lauern und traurig für ewig waren. Jetzt sind unsere Kinder null. Das ist lustig.

Andrea: Ich glaube, das Alter der Kinder spielt auch noch eine Rolle. Wer sich das überlegt, muss ich ganz ehrlich sagen, oder das, was ich hier beobachte, auch bei uns, ist, dass alles, was bis 12 Uhr ist, eigentlich relativ gut geht. Danach wird es anfangs schwieriger. Einerseits, weil die Peer-Group immer wichtiger wird.

Nicole: Das Umfeld,

Andrea: die Freunde werden viel wichtiger als die Eltern. Vorher war es wichtig, dass die Eltern da sind. Wir merken, wie das bei uns und bei vielen anderen kehrt. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es sicher auch im Kleinkindalter am einfachsten ist, zu gehen, weil man sich noch nicht gross Gedanken machen muss wegen der Schule. Es kann aber auch sein, dass es dann schwieriger ist, Anschluss zu finden. Für uns ist wirklich der Anschluss und die Freundschaft, die wir geschlossen haben, alle durch die Schule entstanden.

Elisa: Für

Andrea: uns auch. Ich glaube, das ist auch ein Punkt, an dem man sich überlegen kann, was ein guter Zeitpunkt wäre. Ich finde, Kindergarten bis 9, 10 Uhr ist super Für so ein Unterfangen.

Elisa: Gibt es etwas, das dir im Ausland fehlt? Also, was du von zu Hause vermisst, Andrea? Neben den Freunden und Freundinnen. Und Rivella.

Andrea: Ich muss manchmal lachen. Ich vermisse manchmal eine angeregte Diskussion. Ich kam am Anfang sehr auf die Welt, weil für mich als Schweizerin eine angeregte, freundliche politische Diskussion einfach so zum Ich weiss auch nicht, zum Znachtgehört, blöd gesagt. Wenn man mit jemandem zusammen ist, redet man schnell über gesellschaftspolitische Themen. Es ist in dem Sinne auch nicht etwas, bei dem man das Gefühl hat, dass man jemandem auf die Füsse schaupert, wenn man nicht 100

Elisa: %

Andrea: der gleichen Meinung ist. Das ist bei uns Mir ist vorher nie aufgefallen, wie kulturell verankert es bei uns ist. Das war etwas, was ich hier am Anfang Aber anders betrug. Wirklich. Erstens, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass es doch Leute gibt, die sehr anders denken als ich in vielen Punkten. Ich musste lernen, damit zu leben, dass das so ist. Ich musste mit dieser Zwiespaltigkeit umgehen, dass ich diese Leute trotzdem noch mag. Auch wenn sie in gewissen Sachen Meinungen haben, die ich absolut nicht einverstanden bin.

Andrea: Am Anfang lauter, jetzt immer weniger laut. Ja, Das fehlt mir manchmal. Bei uns, wenn es nicht bis den Böcherschnitt geht, wird es recht grossräumig umgegangen. Ehrlich gesagt, in diesen Diskussionen. Weil es einfach emotional anstrengend ist, würde ich sagen. Oder es passiert nur in dem Umfeld, in dem du weisst, dass du safe bist, weil du in einer ähnlichen Bubble schwimmst. Aber es ist einfach ein sehr heikles Thema.

Elisa: Spannend. Das überlegen wir uns noch gar nicht. Wir reden über Klimapolitik oder gesellschaftspolitische Themen.

Andrea: Aber sonst auch meine Freundinnen. Sorry, meine Freundinnen. Die fehlen mir natürlich extrem. Und der persönliche Austausch mit dem Team, mit euch, das fehlt mir natürlich auch. Das ist definitiv so.

Elisa: Daran arbeiten wir. Genau, daran arbeiten wir. Würdet ihr oder werdet ihr ihn vermissen? Solltet ihr oder werdet ihr mal zurückkommen?

Andrea: Bei uns ist das sehr aktuell. Das ist für mich eine schwierige Zeit, ehrlich gesagt. Ich bin eigentlich ein bisschen am Abschied nehmen. Nicht im Wissen, dass wir nicht hierher zurückkommen. Das machen wir sicher, aber nicht mehr so lange und so intensiv. Wir sagen, wir leben hier, sondern dass wir einfach zwischendurch da sind. Und Für mich ist die Natur hier, die Verbundenheit zur Natur, ein anderes Zeitgefühl, ein anderer Umgang mit der Zeit insgesamt. Ich muss immer ein bisschen schmunzeln.

Andrea: Mittlerweile schmunzle ich nicht mehr. Mittlerweile habe ich etwas Panik, wenn ich an die Zeit in der Schweiz denke. Denn hier Die Leute wissen nicht Die haben keinen Plan für ein Wochenende. Wir bekommen eine Geboreneinladung für dieses Wochenende. Da kommen 90

Elisa: %.

Andrea: Die Leute nehmen sich Zeit oder haben Zeit. Die meisten machen keinen Plan. Wenn du etwas abmachst, checkst du am Abend oder am Tag selbst einchecken und sagen, ob wir uns noch treffen wollen, ob es für sie immer noch gut ist. Wenn es dann so sein sollte, dass du an diesem Tag Zyklus Tag 1 hast und du hast die übelste PMS, du hast keine sozialen Kapazitäten, darfst du das auch schreiben und sagen, dass du es nicht anders machen kannst. Du fühlst dich einfach nicht mehr Du hast keine Lust mehr. Das ist etwas, das ich extrem vermissen werde.

Nicole: Das ist bei uns genau das Gleiche. Entschuldigung, weiter

Andrea: Nein, wir haben wirklich darüber gesprochen. Mein Mann und ich Wir müssen ja jetzt schon an Sachen planen Ich weiss nicht, fast bis zu den Herbstferien. Wir merken einfach, dass die Leute sonst nicht da sind. Es geht sonst nicht. Wir müssen jetzt mit diesen Leuten die Dinge planen. Wir schnüren ihnen schon den Hals zu. Wir haben, wie beide, irgendwie versucht, uns diese Haltung zu wahren. Auch ohne, dass wir ihnen die komplette FOMO abdriften.

Andrea: Wir merken dann, es sei Wochenende und alle machen etwas Lustiges. Nur die Jensen sitzen zu Hause. Das ist wirklich so. Wir mussten mit dem umgehen.

Nicole: Das Unkompliziert, das schätzen wir hier extrem. Es ist einfacher als zu Hause. Man plant weniger voraus. Es ist etwas unverbindlicher, Aber aus guten Gründen. Man kann sagen, dass sein Kind die ganze Nacht nicht geschlafen hat, man mag es nicht. Es wird nicht gewertet. Es ist okay, wenn man sagt, es ist nicht. Aber dafür kann man auch spontan sagen, dass man morgen oder übermorgen Diese Lebensfreude und diese Willkommenskultur, Das ist etwas, was wir als Schweizerinnen schon noch ein grosses Stück abschneiden können.

Nicole: Wir sind willkommen geheizt. Wir sind offen, wir sprechen mit den Leuten, auch wenn wir sie nicht kennen und wir machen Komplimente. Es ist eine positive Einstellung und Haltung allem und jedem gegenüber. Man ist grundsätzlich einfach positiv eingestellt. Der andere meint sicher schon mal gut mit einem. Das ist etwas total anderes in der Schweiz. Wenn ich in die Schweiz gehe, muss ich mich zusammenhalten. Ich kann nicht mit anderen sprechen und schöne Ohrringe tragen.

Nicole: Dann schauen die mich immer so komisch an. Aber ich muss es weiter machen. Wir machen es ja trotzdem.

Andrea: Wir werden es einfach weiterziehen. Wir werden genau so in der Schweiz auch tun.

Nicole: Ja, ich hoffe, dass man das Ich möchte nicht verleiden. Dass man einfach auf die Leute zugeht, sich interessiert und auch fragt und einander hilft. Diese grundpositiven Einstellungen sind auch ein Kinder-in-der-Schule-Lehrer. Das finde ich mega schön. Das Selbstvertrauen, vor den Leuten zu stehen und etwas zu erzählen, das können die Amerikaner einfach. Aber ich sehe, dass jeder in fünfjährigen schon eingeläutet ist.

Nicole: Die müssen schon vor der Klasse stehen und etwas erzählen, das ist etwas, das die Amerikaner einfach können. Aber ich sehe

Nicole: es jetzt, dass jeder in fünfjährigen schon eingeläutet ist. Die müssen schon vor der Klasse stehen und etwas präsentieren. Das lernst du einfach. Und du bist gut, und du bist gut, so wie du bist. Guter Nachfolger. Das ist eine Einstellung, die ich sehr schätze.

Elisa: Ich finde es sehr schön, dass du das zu dieser unkomplizierten, unverplanten Arbeit gesagt hast. Es bestätigt meine Intuition. Das ist genau das Gefühl, das ich habe. Im Ausland werden wir viel weniger getaktet. Ich war drei Tage auf der Alp, ohne Handy, ohne Strom. Ich kam zurück und es holte mich in Minuten wieder ein. Die Vergütung der Termine Ich hatte das Gefühl, die Sommermonate wären lockerer. Und schon kamen wieder Tausende Sachen.

Elisa: Das finde ich wirklich auch in der Schweiz Ich finde es beängstigend, v.a. Wenn man zu viert ist. Es sind vier Terminkalender, die noch zusammenpassen müssen, die man ständig im Blick haben muss. Das finde ich wirklich sehr belastend. Es weckt immer eine grosse Sehnsucht, wenn es dir erzählt wird von so Unkomplizierten und auch mal absagen dürfen. Das ist für mich nach wie vor wahnsinnig schwierig, weil man in der Schweiz so viel gelernt hat. Es ist so unanständig. Dann habe ich auch die Panik, es sei so voll.

Elisa: Wo schiebe ich es hin? Ich muss es verschieben. Es gibt noch eine Lücke. Das ist sehr zermürbend, sehr ungesund. Aktuell, in meinem Alltag Ja, das

Andrea: Ich will es auch nicht idealisieren. Es ist definitiv so, dass ich extrem damit kämpfe, dass für mich die beiden Welten zusammenclashen. Dadurch, dass ich meinen Job in der Schweiz habe und für die Schweiz arbeite, kollidiert das sehr mit meinem Leben hier. Das heisst, ich habe hier so das den Groove, der mehr oder weniger mein ganzes Umfeld lebt. Von «Ah ja, gehen wir noch schnell zusammen am Strand spazieren, oder Heute Abend sehen wir uns dann und dort. Am 5. Ist abgemacht, aber die eine kommt erst 18.30 Uhr, kein Problem. Ich habe aber Termine, wo ich durch die Zeitverschiebung mit euch telefoniere.

Andrea: Oder am Morgen fängt es bei mir 18.30 Uhr an, durchzutakten. Oder ich frage, wann ich telefonieren kann. Ich habe nur diesen Zeitslot. Und ja. Mein Tipp wäre, wenn man auswandert oder nicht mehr hinfährt für ein Jahr Schaut, dass es mit der Zeitzone gut aufgeht oder schauen, dass sie den Job nicht unbedingt mitnehmen. Ich finde diese Kollision von zwei Welten extrem anstrengend.

Nicole: Ich glaube, es ist auch wichtig, das zu realisieren. Schlussendlich ist der Alltag an einem anderen Ort. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man aus den richtigen Gründen weggeht. Denn von dir selbst kannst du nicht davon springen. Das holt dich mega auf. Seit ich weg bin, habe ich mich dermassen mit mir selbst auseinandersetzt, was teilweise sehr mühsam ist. Ich bin viel mehr bei mir, als ich war, als ich noch in der Schweiz war. Aber es ist ein mega Prozess, dem muss man auch eingehen wollen.

Nicole: Aber du kannst nicht von dir selbst weg. Das hält dich ein. Es ist so schön, dass es uns gefällt und so cool, dass wir es finden. Es ist schlussendlich auch Alltag hier. Man kann nicht entkommen. Das finde ich sehr wichtig. Es ist Es hat wahnsinnig viel Schönes. Aber es ist auch anstrengend.

Nicole: Man muss sich Es ist immer das Anpassen an eine Kultur. Und schlussendlich Man kommt nicht von sich selbst Von dem kommst du nicht weg.

Andrea: Die Idee von Die Idee von Wenn ich neben einem sitze, der Palmen im Hintergrund hat, und ich irgendwie draussen arbeiten kann, und dann glücklich bin, ist das eine Illusion.

Nicole: Voll.

Andrea: Du nimmst dich selbst mit, deine Knurren mit. Das hast du alles im Rucksack, Das lässt du nicht zu Hause.

Nicole: Ich habe das Gefühl, es wird sich noch mehr offenbaren. Das Konstrukt, in dem du aufgewachsen bist, fällt dir alles weg. Es ist wie das rohe Du, das dann irgendwie herauskommt, das sich dann zeigt. Man wächst ja doch schon in einem recht strikten sozialen Umfeld auf und das wird einem auch beeinflussen. Und wenn das alles wegfällt, merkst du sowieso, wer bin ich eigentlich und was will ich eigentlich? Wo will ich hin? Das ist ein sehr anstrengender Prozess. Es lohnt sich total, aber es kommt dann wie nach vorne. Weil dann ganz viel anderes wegfällt. Und du wieder zu deinem Kern kommst.

Elisa: Aber das, was wir am Anfang gesagt haben, ist ja auch das, was wir schätzen, dass man aus der Komfortzone herausgepuxiert wird und die Selbstauseinandersetzung noch durch einen Katalysator begünstigt wird. Aber man muss die Bereitschaft haben und die Beweglichkeit, das für sie zu machen.

Nicole: Natürlich ist es auch ein Stück Freiheit, die man gewinnt. Für unsere Familie ist es, dass man viel weniger soziale Verpflichtungen hat. Man besucht die Leute, macht ein Telefon. Es fällt sehr viel weg. Man kann sich auf die Kernfamilien konzentrieren und überlegen, was wir eigentlich wollen. Am Anfang der Woche, als wir frei hatten, war es so schön, einfach keinen Plan. Einfach mal an den Strand gehen oder laufen. Und niemandem Rechenschaft abgeben müssen.

Nicole: Wieso bist du nicht zu mir gekommen?

Elisa: Du hattest schon Zeit.

Nicole: Das ist etwas, das ich nicht mehr aufgeben könnte. Oder wir müssten das anders bewahren, wenn wir zurückgehen würden.

Elisa: Es ist schwierig zu bewahren, weil man die Erwartungen von aussen spürt. Wie du beide gesagt habt, die Zeit läuft irgendwie anders hin. Aber auch kulturell, die Geburtstageinladungen kommen schon bei den Kindern, die kommen zwei Monate vorher. Und Die Kinder wollen natürlich gehen

Nicole: und man ist zu. Man ist am Nachmittag

Elisa: am Parkiertag, aber das ist ein Geschenk. Dann bist du zu Hause, und wenn sie nach Hause kommt, ist es ein ständiges Ja. Ihr habt schon viele Tipps gegeben, für potenzielle andere interessierte Auswandererinnen und Auswanderer. Gibt es etwas Wichtiges, das Sie als Rat oder Insight platzieren möchten? Insider-Insight.

Andrea: Ich glaube nicht Insider, sondern genug Vorlauf geben in der Planung. Das finde ich recht wichtig. Also nicht meinen, In drei Monaten wandern wir aus. Der Visumsprozess je nach Land dauert wirklich. Bis du einen Termin bekommst In unserem Fall, die amerikanische Botschaft in Bern, musst du einen Termin drei Monate vorher haben. Ja. Es dauert noch lange, bis es bewilligt wird. Das ist ein Rappenschwanz.

Andrea: Dann brauchst du ein Visum oder ein Dokument, damit du ein Dokument bekommst. Oder damit du z.B. Irgendeinen Fahrausweis beantragen kannst oder ein Konto eröffnen kannst. Das ist eine Riesenübung. Je nach Land

Nicole: ist es wohl auch anders.

Andrea: Aber nur, die Recherchen wirklich super zu machen, würde man genug Zeit im Vorlauf geben. Und dann, ich glaube, auch wichtig ist, nicht in so ein Abenteuer zu starten, ohne ein finanzielles Kissen zu haben. Das gibt sonst wirklich wahnsinnig unnötigen Doppelstress. Vorher abklären, was steuerliche Konsequenzen sind, insbesondere auf die USA, ist Eine wahnsinnige Geschichte. Ich kann es nicht empfehlen. Bei allen anderen Ländern ist es ein bisschen einfacher. Aber es gibt z.B. Gewisse Dinge, die nicht funktionieren.

Andrea: Z.B. Ist es ein Problem, wenn man immer noch Wohnsitze hat, in der Schweiz z.B. Eine Wohnung, und diese vermietet gegen Geld, das man bekommt. Kann das möglicherweise steuerliche Implikationen haben, weil die Schweiz

Elisa: in einem anderen Land

Andrea: nicht mehr als Wohnsitz angenommen wird. Das ist ein Beispiel. Sehr langweilig, sehr bürokratisch. Einfach vorher abchecken. Sonst bist du weg und dann beisst dich plötzlich ein Vögel.

Nicole: Mhm.

Nicole: Und sich beim Ankommen auch genug Zeit geben. Wirklich zum Ankommen. Nicht das Gefühl haben, nach drei Wochen muss man alles organisiert und integriert sein. Es funktioniert mega lange einfach nicht. Man muss eine Fahrprüfung machen, man muss auf jene Amter gehen, Auto kaufen, Haus, Schule. Es ist mega viel. Man muss die finanzielle Freiheit haben, sich die Zeit zu nehmen, wirklich anzukommen. Aber auch nicht sofort zu viel.

Nicole: Es ist einfach viel. Aber es lohnt sich. Unbedingt. Gehen Sie! Gehen

Elisa: Sie! Ich würde

Nicole: nie mehr Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Absolut. 100%. Anytime wieder. Also wirklich. Machen Sie.

Elisa: Ich würde euch sicher bald besuchen.

Nicole: Sehr gerne.

Elisa: Vielen Dank für eure Zeit und diesen sehr wertvollen Einblick. Ich fand es sehr spannend, was ihr erzählt habt und wie die Kulturen aufeinanderprallen, slash verschmelzen. Vielen Dank. Ich gehe jetzt ins Bett und Sie können auch den Tag starten.

Andrea: Vielen Dank fürs Zuhören und gute Fragen stellen.

Elisa: Danke. Untertitel der Amara.org-Community

Über diesen Podcast

Der Podcast von mal ehrlich. Gespräche rund um Elternsein, persönliche Bedürfnisse und Gesellschaftsthemen. Andrea Jansen, Anja Knabenhans und andere Journalist:innen sprechen mit Menschen, die Expert:innen in ihrem Gebiet sind oder eine besondere Geschichte zu erzählen haben. Die Themen sind breit gefächert, es geht nicht nur ums Familienleben.

von und mit Andrea Jansen & Anja Knabenhans

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